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Wie ein Buch entsteht

Wie ein Buch entsteht

Erstellt am15.05.2024
Vom Skript zum fertigen Roman
Alle warten gespannt auf die aktuellen Neuerscheinungen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Krimi, Roman oder leichte Sommerlektüre.
Endlich! Das Warten hat ein Ende, die heissersehnte Neuerscheinung steht im Regal und kann ab sofort gekauft und verschlungen werden.

Doch welchen Weg legt ein Buch vor dem Erscheinen zurück? Durch meine langjährige Tätigkeit in einem Verlag, konnte ich ein paar Blicke hinter die Kulissen werfen. Gerne nehme ich Sie daher mit auf einen kleinen Streifzug durch die Stationen eines Buches, bevor es ein solches ist.


Station 1 – Die Autorin, der Autor

Im Jahr 2022 zählte der Verein Autorinnen und Autoren der Schweiz (Ad*S) 1000 Mitglieder[1]. Die Zahl der aktiven Schreibenden ist jedoch weitaus höher, da nicht alle diesem Verein, der sich für die Interessen der Schriftstellerinnen und Schriftsteller einsetzt, angehören. Trotzdem zeigt diese Zahl, dass es in der Schweiz sehr viele Personen mit einem Drang zum Schreiben gibt. Und genau bei dieser Berufsgruppe beginnt unsere Reise.

Jemand hat eine Idee zu einem Buch, setzt sich hin und bringt diese Idee zu Papier oder besser gesagt auf den Bildschirm. Heutzutage ist es für Autorinnen und Autoren üblich mit einer Agentur zusammenzuarbeiten. Diese prüft vor Abgabe das Manuskript und sorgt dafür, dass es bereits fertig aufgearbeitet seinen Weg in den Verlag findet.

Bild: Yerson Retamal auf Pixabay

Station 2 – Der Verlag

Somit wandert das geschriebene Wort zum Verlag oder zu den Verlagen. Hat man noch keinen Vertrag mit einem Verleger abgeschlossen, reicht man bei diversen Häusern ein. Dort wandert es ins Lektorat, in dem es mittels Schnellausschussverfahren entweder zur weiteren Verarbeitung aufbewahrt oder zurückgeschickt wird. Damit unsere Reise hier nicht endet, wird das Schriftstück selbstverständlich angenommen und kommt zu einer Lektorin oder einem Lektor, die sich nun das gesamte Werk durchlesen. Wird es für gut befunden, informiert man den Absender.

Station 3 – Das Lektorat

Aber von dem hatten wir es doch gerade? Nein, nicht ganz. Nun findet im Lektorat der Feinschliff statt. Was fliegt raus, was darf bleiben, was muss noch unbedingt dazu. Auch seitens der Autorin oder des Autors kommen noch Änderungen im Nachhinein. Auch Quellen werden kontrolliert. Gerade bei Tatsachenberichten ist es sehr heikel, wenn man Personen mit richtigen Namen nennt oder Geschehnisse falsch darstellt.

Dazu ein kleiner Abstecher: Wir hatten im Verlag ebenfalls eine Auslieferung und bekamen ein heiss erwartetes Buch geliefert. Am ersten Tag gingen gleich 800 Stück davon ins Land, was für die Grösse des Unternehmens beachtlich war. Später stellte sich heraus, dass einige Tatsachen in diesem Buch falsch waren. Die Autorin hat zu lasch recherchiert und das Lektorat hat alles ohne Gegenkontrolle durchgewunken. Somit wurden alle Bücher zurückgerufen und vernichtet.

Doch zurück zum Lektorat. Dieses prüft den Text also nicht nur auf Schreib- und Grammatikfehler, sondern auch auf den Inhalt. Dabei wird der Inhalt immer wieder korrigiert, sei es von der Autorin oder dem Autor, oder dem Lektorat. Erst wenn der Text für beide Seiten, also Verlag und Schreibenden passt, wird dieser in die Produktion weitergegeben.

Station 4 – Die Produktion

Bei meinem alten Arbeitgeber bestand diese Abteilung aus einer Person, da die Anzahl der Neuerscheinungen pro Halbjahr recht überschaubar war. Somit konnte ich aber die Gelegenheit nutzen und mich mit dieser Person über die genauen Abläufe unterhalten. Ohne zu stark ins Detail zu gehen, übernimmt die Produktion die Aufgabe des Schriftsetzers. So wird hier das finale Layout des Schriftsatzes und das Cover sowie die Klappe (die Rückseite des Buches) gestaltet. Ausserdem bestimmt die Produktionsabteilung die Papierqualität und ob das Buch als gebundene Ausgabe oder als Taschenbuch erscheint. Viele Dinge passieren hier mit Absprache des Lektorats und den Autorinnen und Autoren. So zum Beispiel die Covergestaltung, die Farben, die Schriftart und vieles mehr. Die Abläufe variieren jedoch von Verlag zu Verlag. Ist alles besprochen, geht es weiter in die Druckerei.

Station 5 – Die Druckerei

Jetzt wird es schön langsam spannender, denn bald hat man die gedruckte Version der anfänglichen Idee in der Hand. Doch so schnell geht es zuerst nicht. Die Produktionsabteilung sendet alle Daten inkl. Auflagenzahl an die Druckerei. Dort druckt man nun nicht wild drauf los, sondern fertigt erstmals eine Art Testversion, das Gut zum Druck, an. Damals bekamen wir dazu ein kleines Paket mit drei oder vier eingesandten Büchern von der Druckerei zugesandt. Diese wurden geprüft und erst dann bekam die Druckerei den definitiven Auftrag. Ob das heute ebenfalls noch so abläuft, kann ich Ihnen jedoch nicht genau sagen. Ich weiss nur dass ich damals bereits digitale Gut zum Druck Fassungen gesehen habe. Ich denke, diese Methode hat sich mittlerweile etabliert.


Bild: Patrick Pascal Schauß auf Pixabay

Station 6 – Die Auslieferung


Dank moderner Druckmaschinen können heute grosse Mengen gleichzeitig gedruckt werden. Je nach Ausführung passiert das Binden eines Buches teilweise noch per Hand. Die damals von uns produzierten Bücher waren mehrheitlich Taschenbücher, was sich an der schnellen Produktionsgeschwindigkeit bemerkbar machte. Knapp zwei Wochen nach dem Absenden der Daten kamen die Paletten mit der frisch gedruckten Ware. Bei Nachdrucken geht es sogar noch schneller, da die Druckerei bereits alle Daten im System hat. Das Eintreffen einer Neuerscheinung geschieht oft ein paar Wochen vor dem eigentlichen Erscheinungstermin. Es war immer ein Highlight, sobald die Paletten abgeladen wurden. Der Produktionsleiter und der Cheflektor waren die Ersten, die die Bücher begutachten durften. Erst nach der Freigabe der beiden wurden die Titel ins System aufgenommen und an ihren Lagerplatz gestellt. Da die Auslieferung und der Verlag unter einem Dach waren, war die Bearbeitungszeit sehr kurz. Grosse Verlage haben meist kein eigenes Grosslager. Hier erfolgt die Freigabe via Testexemplare, die die Auslieferung dem Verlag zuspielt.

Station 7 – Der Verkauf

Der Tag X rückt nun immer näher. Die Bücher sind in der Auslieferung und warten darauf in den Regalen der Buchhandlungen zu stehen. Bestellt wurden alle bereits ein halbes Jahr im Voraus, als Vertreterinnen und Vertreter die Läden besuchten und ihre Ware angepriesen haben. Diese Bestellungen werden nun in den Lagern bereitgestellt und an die Buchhandlungen und Kioske der Schweiz geliefert. Nach dem Wareneingang vor Ort kommt die Ware ins Regal. Nun steht dem Lesevergnügen nichts mehr im Weg.

 

Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in die Entstehung eines Buches geben. Selbstverständlich sind viele Prozesse komplexer als beschrieben und sicherlich hat sich seit damals einiges geändert. Wie dem auch sei, wenn Sie das nächste Mal ein Buch in den Händen halten, wissen Sie nun ungefähr, wie es entstanden ist und wie viele Leute daran arbeiten.

Viel Spass mit Ihrer Lektüre!


 
[1] Quelle: Wikipedia