Krings Kafka-Monographie schließt als erste ausführliche Gesamtuntersuchung des Landarzt -Zyklus eine germanistische Forschungslücke. Aus den Tagebüchern und nachgelassenen Schriften entwickelt die Arbeit Kafkas zentrale Themen Freiheit, Schrift und Judentum und liest den Zyklus vor ihrem Hintergrund zum ersten Mal als ein kohärentes Text- und Motivuniversum. Aus ihm spricht nicht nur die Klage über den fehlenden Willen zur Selbstrechtfertigung oder über die Unmöglichkeit einer reinen Literatur, sondern vor allem die Sorge über den prekären Zustand alles Jüdischen in der Moderne. Wie Kafka seine Religion durch das Literaturprojekt eines Neuen Judentums neu und anders fundieren wollte, legt die Studie ebenso dar, wie sie sich zuletzt der aus dem Zyklus aussortierten Kübelreiter -Erzählung widmet. So stellt die Monographie einen lesbaren Kafka vor und weist in kritischer Auseinandersetzung mit der Forschung die Plausibilität hermeneutischer Lektüre nach.