Sonne, Sand, Surf - und wenn dann die Beach Boys noch von»Good Vibrations« jubelten, war die Klischeevorstellung, diedem Europäer Mitte des letzten Jahrtausends bezüglich Südkalifornien durch den Kopf geisterte, nahezu perfekt: Dort, nurdort, konnte und musste der »Endless Summer« herrschen.Anfang der Sechziger aber ging es in der kalifornischen MetropoleLos Angeles musikalisch noch recht beschaulich zu. Nebenden Beach Boys und deren Surfband-Kollegen, die die perfekteWelle, heiße Schlitten und kesse Schnitten besangen, existiertedort nur ein kleiner, homogener Kreis von Folkmusikern, derin Clubs wie dem Troubadour oder dem Ash Grove so genannteHootenanny-Abende zelebrierte. Ihr Lohn war meist Freibierund die Bewunderung der Girls. Und da man sich teureWohnungen in der Stadt und lange Anfahrten zu den Clubsnicht leisten konnte, tat man das Naheliegendste: Man zog ineinen der vielen Canyons der Stadt, bevorzugt in den LaurelCanyon. Dort lebte man unter Zypressen und Eukalyptusbäumenwie auf dem Land, war aber von den Hot Spots wie demSunset Strip oder dem Santa Monica Boulevard nur wenigeMinuten entfernt.Es war eine friedliche, beschaulich Zeit - bis es die Byrdsurplötzlich wagten, den »Mr. Tambourine Man« zu elektrifizieren.Nun war es mit der Beschaulichkeit vorbei. Die Gitarren wurdenlauter, die Verstärkertürme höher, und die Egos der Protagonistenwuchsen und wuchsen. Bands wie Buffalo Springfieldoder Poco waren plötzlich auch außerhalb von Kalifornien dasnächste große Ding, und Musiker wie Neil Young, GramParsons oder Joni Mitchell schrieben zeitlose Songs, die auchim fernen Europa auf weit offene Ohren stießen. Los Angelesbegann, New York den Rang als Musikhochburg abzulaufen.Doch der Erfolg von The Mamas And The Papas, The FlyingBurrito Brothers, James Taylor oder Joni Mitchell lockteauch weniger sonnige Gemüter in die Canyons: gewissenloseDrogendealer und skrupellose Geschäftemacher. Ehedem nochbescheidene und biedere Musiker mutierten - befeuert vonKoks und Kohle - zu Größenwahnsinnigen, die im Rolls Royce durch die Gegend gondelten und inzwischen in Nobelviertelnwie Bel Air oder Beverly Hills residierten. Wie etwa JohnPhillips von The Mamas And The Papas, der tatsächlich derAnsicht war, er und Seinesgleichen seien die neue SpeziesMensch, und daher müsse man fortan Inzucht betreiben.Und plötzlich mischten Emporkömmlinge wie David Geffendie Plattenindustrie auf: Deals, wie er sie für seine Klientenaushandelte, waren bis dato unvorstellbar gewesen, denn ausehemaligen Habenichtsen wie den Musikern der Eagleswurden über Nacht Multimillionäre.Barney Hoskyns lässt in hunderten von Interviews nahezu alleProtagonisten zu Wort kommen: von Musikern wie JacksonBrowne, David Crosby, Don Henley, Bernie Leadon oderWarren Zevon bis hin zu »Machern« wie Lenny Waronker,David Geffen, Elliot Roberts oder Ahmet Ertegun. Das Resultatist eine Bestandsaufnahme, die das Hedonisten-ParadiesKalifornien und die Begleitmusik zu Sonne, Sand und Surf ineinem völlig neuen, teilweise auch erschreckenden Lichterscheinen lässt. Wenn aus Muckern Millionäre werden, dannbleiben Visionen, Ideale und noch so schöne Song-Wunschvorstellungen manchmal gnadenlos auf der Strecke.Expertenstimmen»Einer unserer besten Pop-Historiker bewertet ein vernachlässigtesund oft verleumdetes Milieu neu. Barney Hoskynsbeschwört nicht nur die Dekadenz, sondern auch dieEntdeckerfreude, die im Idealismus der Sechziger wurzelteund von einer Horde Außenseiter der Musikindustriegefördert wurde, die es für eine kurze Zeitspanne schafften,der Kunst und dem Geschäft zur friedlichen Koexistenz zuverhelfen.«Simon Reynolds, Autor von »Rip It Up And Start Again - Schmeiß alles hin und fang neu an! Postpunk 1978-1984«»Eine sensibel erzählte, fesselnde Geschichte.« Rolling Stone